Top-Käufe
In der Berichtswoche fiel ein außergewöhnlich hohes Kaufvolumen in Höhe von 41,35 Mio. Euro an. Dieser Betrag verteilte sich wie folgt auf die einzelnen Segmente: Aktien 30,39 Mio. Euro; Anleihen 10,83 Mio.; Fonds 0,11 Mio.; Derivate 0,01 Mio.
Auf die Gründe für das hohe Volumen gehen wir an anderer Stelle ein (siehe: Umsätze und Quoten; Märkte und Favoriten). Bemerkenswert ist der hohe Betrag pro Transaktion: die Investitionsbeträge der first ten unserer Topkäufeliste gemäß Volumen lagen zwischen 1,63 Mio. Euro und 1,22 Mio. Euro. Das ist eine vergleichsweise geringe Ungleichverteilung.
Unter den first five sind Anleihen in Relation zu ihrem Gesamtvolumen bei den Käufen (3 Anleihen, 2 Aktien) überrepräsentiert. Aber üblicherweise sehen wir in der Tendenz bei Anleihen sowieso höhere Anlagebeträge als bei Aktien.
Den höchsten Anlagebetrag zog der britische Medienkonzern Relx auf sich. Relx legte am Donnerstag der Berichtswoche, dem 10.02., die neuesten Quartalszahlen vor. Der Relx-Umsatz im Jahr 2021 wuchs gegenüber 2020 um 2 Prozent auf 7,24 Milliarden Pfund.
Stark war das Umsatzwachstum im noch sehr kleinen Messesegment „Exhibitions“ (plus 48%). Von den drei anderen und sehr viel größeren Segmenten lag nur „Risk“ im Plus (plus 2%); dieser Bereich deckt Risikoanalysen ab.
Die Geschäftsfelder „Scientific, Technical & Medical“ (minus 2%) und „Legal“ (minus 3 %) blieben mit ihrem Umsatz hinter dem Vorjahr zurück. Hier verdarb offenbar das starke Pfund das Spiel. Bei konstanten Wechselkursen hätte das Wachstum 8 Prozent betragen (55%; 9%; 4%; 2%, Reihenfolge wie oben).
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte von 2,08 im Jahr 2020 auf 2,21 Milliarden Pfund in 2021, was einer Steigerung um sechs Prozent entspricht. Nach Angaben von dpa-AFX hatten „von Bloomberg befragte Analysten … mit einem etwas besseren Ergebnis gerechnet. Die Aktie verlor fast fünf Prozent und lag damit am Ende des Europa-Auswahlindex Stoxx Europe 50. Daran änderte auch die Aussicht auf weitere anziehende Erlöse und Gewinne sowie die höhere Dividende und Aktienrückkäufe nichts.“
In unserem relativen Ranking der Topkäufe steht ganz oben der „iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF“. Fragen der Risikoanalyse stehen nicht nur bei Relx-Kunden ganz oben auf der Agenda, sondern auch bei Anlegern – und zwar je professioneller umso elaborierter.
Ein klassischer wissenschaftlicher Vorgang besteht darin, eine Größe in erklärende Faktoren zu zerlegen. Das kann man auch mit Finanzrisiken tun. Die hierfür erforderlichen statistischen Analyse-Verfahren sind allerdings extrem rechenaufwendig, man bräuchte bei geistig-händischer Vorgehensweise eine ganze Armee von Rechenknechten.
Ganz ohne eine solche Armee kamen die Pioniere des Value-Investings wie Graham oder auch Keynes in den 20er– und 30er-Jahren aus. Sie konnten den Value-Faktor im Sinne der modernen Faktor-Analyse noch nicht berechnen – dazu benötigt man Computer – und doch gewannen sie einen womöglich noch tieferen Einblick in die „Natur“ des Value-Investing.
Der moderne Value-Faktor entstand, wie angedeutet, aus dem Bemühen heraus, Risiken von Wertpapieren auf spezifische Erklärungsfaktoren zurückzuführen. Neben „dem Markt“ fand man seit den 80er / 90er Jahren weitere Risikofaktoren, wie Size, Momentum oder Value. Da ein höheres Risiko zugleich höhere Rendite bedeuten sollte, erklären Risikofaktoren, also etwa der Value-Faktor, Mehrerträge über den Marktertrag hinaus.
Dadurch kann eine Ertragskomponente, die zuvor auf aktives Management zugerechnet wurde, nun durch passives Management erzielt werden. Oder anders gesagt: Man kann nun einen Value-Index bilden, wie er dem ETF unserer Käufeliste zugrunde liegt: JustETF schreibt über diesen Index: „Der MSCI Europe Enhanced Value Index bietet Zugang zu Substanzwerten der europäischen Industrieländer. Die Titelauswahl erfolgt über einen Wertfaktor anhand von drei Variablen: Kurs-Buchwertverhältnis, Kurs zu künftigen Gewinnerwartungen und Unternehmenswert zu operativem Cashflow.“
Der ETF hat im laufenden Jahr um 3,42 Prozent zugelegt, 2021 um 27,75 Prozent, 2020 um minus 8,90 Prozent.