Top-Käufe
Die Gesamt-Kaufsumme in der 45. Woche belief sich auf 3,86 Mio. Euro. Davon entfielen 2,55 Mio. auf Anleihen, 1,06 Mio. auf Aktien und 0,25 Mio. auf Fonds.
Betrachten wir zunächst die Aktienkäufe. Die ersten Fünf im Aktien-Käufe-Ranking gemäß Volumen waren: Assa-Abloy; VISA; Téléperformance; Deutsche Lufthansa; Danaher. Davon kam nur der erstgenannte Kauf unter die first five und die first ten der Topkäufe gemäß Volumen. Der Grund sind die höheren Beträge pro Transaktion bei Anleihen, die deshalb die Topliste gemäß Volumen dominieren.
Unter den Rentenpapieren sind neben Unternehmensanleihen auch Staatsanleihen, die allesamt von Schwellenländern begeben wurden. Die Länder sind: Serbien, Rumänien, Oman und Ägypten. Bereits in Woche 38 waren Anleihen dieser Länder gefragt, teils dieselben. Wir berichteten damals im Zusammenhang des serbischen Green Bonds (WKN:A3KWJ1) darüber, so dass wir an dieser Stelle auf Newsletter Nr. 38 verweisen.
Wir wollen uns stattdessen der im relativen Ranking erstplatzierten Fondsinvestition widmen, denn Fonds waren in den letzten Wochen und Monaten eine Seltenheit auf unseren Einkaufslisten.
Der Bethmann Stiftungsfonds benennt schon in der Bezeichnung die Zielgruppe, die als Käufer angesprochen werden soll: Stiftungen. Man könnte dies versuchsweise etwas stärker generalisieren, dann würde das bedeuten: Der Fonds richtet sich an Anleger, die einen langfristigen Anlagehorizont und ein Interesse an Kapitalerhalt haben, die außerdem eine gewisse positive Mindestrendite erwarten und Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Wir prüfen, ob und inwiefern der Fonds diesen Präferenzen entgegenkommt.
Im KIID des aktiv verwalteten Mischfonds, der in Anleihen, Aktien und Fonds investiert, ist zu lesen: „Der Fonds strebt als Anlageziel einen möglichst hohen Wertzuwachs an. … Der Fonds wird nach Nachhaltigkeitskriterien verwaltet. In der Nachhaltigkeitsanalyse … werden Umwelt-, soziale und unternehmensethische Kriterien berücksichtigt. Unternehmen und Organisationen werden in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen, Corporate Governance, Geschäftsethik, Umweltmanagement und Ökoeffizienz beurteilt. Bei Staaten werden die Bereiche Institutionen und Politik, soziale Rahmenbedingungen, Infrastruktur, Umweltschutz und Umweltbelastungen berücksichtigt.“
Der maximale Ausgabeaufschlag des Bethmann Stiftungsfonds SP beträgt 5 Prozent, der effektive wird mit 0 Prozent angegeben (Factsheet); die laufenden Kosten werden mit 0,82 Prozent angegeben. Der Bethmann Stiftungsfonds hatte laut Factsheet am 31.10.21 rund 72 Prozent des Fondsvermögens in Anleihen investiert, knapp über 26 Prozent waren in Aktien angelegt.
Morningstar ordnet den Fonds in die Kategorie „Mischfonds, EUR, defensiv“ ein, die allerdings (am 31.10.21) mit rund 22% Aktien und rund 20% Barmittel defensiver zusammengesetzt war. Als Index verwendet Morningstar den gleichfalls defensiveren „Morningstar EU Cau Tgt Alloc NR EUR“.
Der Fonds hat die Kategorie deutlich geschlagen und den Index zuletzt gleichfalls klar geschlagen. Über drei Jahre beträgt nach Morningstar-Angaben die Wertentwicklung pro Jahr 5,90 Prozent, die risikoadjustierte Renditemesszahl „Sharpe Ratio“ über 3 Jahre beträgt 1,16. Werden die unterschiedlichen Risiken (wie bei der Sharpe Ratio) herausgerechnet, wird der Fonds mit anderen Fonds – auch der Kategorie und dem Index – vergleichbar.
Morningstar gibt dem Bethmann Stiftungsfonds SP für die risikoadjustierte Rendite über 3 Jahre innerhalb der Kategorie die Maximalbewertung 5 Sterne. Diese Bewertungen erhalten auch Tranchen des Fonds, die bereits länger laufen (hier dann auch in der Bewertung über 5 Jahre). Für die Nachhaltigkeit vergibt Morningstar 4 Globen, bei der Low-Carbon-Bewertung schneidet der Fonds gleichfalls überdurchschnittlich gut ab.
Insofern hat der Fonds die eingangs formulierten Kriterien in den vergangenen Jahren erfüllt. Wirklich alle? Im März 2020 krachten doch die Märkte. Was ist also mit dem Kapitalerhalt? Das Factsheet gibt den maximalen Verlust mit 11,97 Prozent an; die maximale Verlustdauer mit 1 Monat; die Recovery Periode mit 7 Monaten. Das ist das Muster des Covid-Crashs mit anschließender Erholung.
Hier stellt sich dann die generelle Frage: was soll Kapitalerhalt überhaupt heißen? Angenommen, der Wert eines Aktien-Fonds falle an einem Tag um 50 Prozent. Hat sich der Wert bereits am nächsten Tag erholt, dann ist dies etwas anderes als wenn er Jahre auf tiefem Niveau verharrt.
Unser Beispiel führt Extremfälle an; es sind hier viele Zwischenstufen möglich. Die Frage, wie man den regulatorisch geforderten „Kapitalerhalt“ anlagepraktisch aufzufassen hat, ist für viele Stiftungen, die vermehrt in Aktien umschichten, derzeit nicht einfach zu beantworten.