Top-​​Käufe

Der Kauf­um­satz in der 38. Woche in Höhe von 4,94 Mio. Euro ver­teilte sich auf Anlei­hen (4,88 Mio. Euro) und Aktien (0,05 Mio.).

Die first ten der abso­lu­ten Kauf­liste (gemäß Volu­men) sind aus­schließ­lich Inves­ti­tio­nen in Anlei­hen. Bemer­kens­wert ist die Prä­senz von Staats­an­lei­hen von Bal­kan­staa­ten: Ser­bien und Rumä­nien unter den first five; und – auf Rang 9 – Nord­ma­ze­do­nien.

Betrach­ten wir die im abso­lu­ten Ran­king erst­plat­zierte 1-​​Prozent-​​Serbien-​​Anleihe ein­mal näher. Dabei han­delt es sich um eine fri­sche Emis­sion (23.9.).

Die Anleihe mit einem Volu­men von einer Mil­li­arde Euro läuft 7 Jahre bis 23.9. 2028. Eine von uns erfasste Ver­mö­gens­ver­wal­tung inves­tierte in der Zeich­nungs­phase am 21.9. bei einem Preis von 98,29 Pro­zent. Seit 23.9. gab der Kurs deut­lich nach, am 28.9. lag er bei 96,80. Das ent­spricht einer Ren­dite von gerun­det 1,49 Pro­zent.

Fitch bestä­tigte vor rund zwei Wochen für Ser­bien das Rating „BB+“, Aus­blick sta­bil. Das ist oberste Stufe „Non-​​investment grade spe­cu­la­tive“ bzw. die erste Stufe unter Invest­ment grade. Nicht gerade viel Ren­dite bzw. Kupon für die­ses Risiko. Medi­en­be­rich­ten aus Ser­bien ist zu ent­neh­men, dass es sich bei die­ser Staats­an­leihe um die mit dem gerings­ten Kupon han­delt, die Ser­bien jemals plat­ziert hat. Zugleich han­delt es sich um den ers­ten Green Bond Ser­bi­ens.

Das mit der Anleihe ein­ge­sam­melte Geld soll dem­zu­folge in Nach­hal­tig­keits­pro­jekte des ser­bi­schen Staa­tes flie­ßen. Auf diese Weise kann Ser­bien die häu­fig güns­ti­ge­ren Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen für Green Bonds nut­zen. Ser­bien ist damit nach Anga­ben der ser­bi­schen Zen­tral­bank das ein­zige euro­päi­sche Land, das kein EU-​​Mitglied ist, aber den­noch eine grüne Anleihe begibt.

Ser­bien hat dafür im August ein Green Bond Frame­work vor­ge­legt, um den Zugang zum grü­nen Kapi­tal­markt zu ermög­li­chen. Zeit­gleich mit der Plat­zie­rung des Green Bonds hat Ser­bien eine kon­ven­tio­nelle, bis 2036 lau­fende Anleihe bege­ben, deren Kupon bei 2,05 Pro­zent liegt. Der Preis hier­für lag ursprüng­lich bei 96,80 Pro­zent, bis 28.9. ist er wei­ter auf 95 Pro­zent gefal­len, was einer Ren­dite von 2,54 Pro­zent ent­spricht.

Auf Posi­tion 1 im rela­ti­ven Ran­king steht ein Kauf von Telekom-​​Aktien. Wir blen­den ein wenig zurück in der Zeit: Der Kurs der Deut­schen Tele­kom schoss um die Jahr­tau­send­wende gera­dezu hyper­bo­lisch in die Höhe; ein siche­res mathe­ma­ti­sches Zei­chen für eine spe­ku­la­tive Bla­sen­bil­dung (siehe Kom­men­tar unter „Quo­ten“). Danach folgte ein Crash und seit­her bewegte sich das Kurs­ni­veau mehr oder weni­ger deut­lich unter 20 Euro.

Im August 2021 kratze die Aktie fast die 19 Euro, das war Höchst­wert in der Nach-​​Bubble-​​Ära. Gegen­wär­tig steht der Kurs bei 17,6 Euro.

Das Han­dels­blatt spe­ku­lierte in der Berichts­wo­che (22.09.) über eine Rück­kehr zur Volks­ak­tie und begrün­dete dies fun­da­men­tal u.a. mit stei­gen­den Umsät­zen und einem viel­ver­spre­chen­den Toch­ter­un­ter­neh­men in den USA. Aller­dings wurde seit Ende der 90er Jahre die Tele­kom über­wie­gend nicht aus fun­da­men­ta­len Grün­den zur Volks­ak­tie, son­dern weil ihr Kurs­auf­trieb für Anle­ger unwi­der­steh­lich war.

Was sie antrieb, waren also Fak­to­ren, die die Social-​​Bubble-​​Hypothese erfasst: das wach­sende Wachs­tum des Prei­ses (was eine tech­ni­sche im Gegen­satz zu einer fun­da­men­ta­len Begrün­dung ist); eine Story, die her­kömm­li­che „Gesetze“ außer Kraft setzt (das ist dann in der Regel wie­der „fun­da­men­tal“); Enthu­si­as­mus; Imi­ta­tion und Her­den­trieb. Diese Zuta­ten ver­stär­ken sich gegen­sei­tig.

Wäh­rend aber die Risi­ko­for­scher Gior­gis, Huber und Sor­nette (siehe Kom­men­tar unter „Quo­ten“) die These ver­tre­ten, dass Bla­sen Kata­ly­sa­to­ren für Inno­va­tio­nen sein kön­nen, war die tem­po­rär hoch­fah­rende Volks­ak­tie „Tele­kom“ kein sol­cher Kata­ly­sa­tor für eine neue Akti­en­men­ta­li­tät. Denn der Crash zer­störte für viele Klein­an­le­ger das Ver­trauen in Aktien gene­rell und län­gere Zeit auch unwi­der­ruf­lich.

Eine Volks­ak­tie dürfte es in Deutsch­land sowieso kaum geben, da es auch kaum ein „Akti­en­volk“ gibt.  Even­tu­ell ist erst die Nied­rig­zins­phase in Kom­bi­na­tion mit der Zen­tral­bank­po­li­tik ein Boh­rer, der in diese Rich­tung vor­treibt, aber der muss dann schon ein ziem­lich dickes Brett boh­ren.

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