Top-Käufe
In der 24. Berichtswoche vom 14. bis 18. Juni summierten sich die Käufe des für den Newsletter gewählten Depotausschnitts auf 5,71 Mio. Euro. Davon entfielen 4,91 Mio. auf Anleihen, 0,43 Mio. auf Aktien, 0,36 Mio. auf Fonds und 0,02 Mio. auf Derivate.
Aufgrund des relativ hohen Volumens von Anleihen-Investments besetzten diese in der Berichtswoche nicht nur die ersten fünf, sondern sogar die ersten zehn Positionen im absoluten Käuferanking. Beim Vergleich mit den Renten-Investments der letzten Monate fallen sogleich zwei Unterschiede auf.
Erstens investierten einige Verwaltungen wieder in Staatsanleihen, nachdem wir monatelang so gut wie ausschließlich Unternehmensanleihen in unseren Kauflisten antrafen. Zweitens sehen wir einen größeren Anteil von Anleihen aus Schwellen– oder Entwicklungsländern.
Auf dem zweiten Rang in der absoluten Käufe-Tabelle steht eine 5,875-Prozent-Anleihe Südafrikas, die bis 2030 läuft. Unlängst schrieb Jörg Billina bei Börse-Online: „Südafrika: Die Risikobereitschaft von Bond-Investoren wächst. Südafrikanische Rand-Anleihen locken mit hohen Zinsen. … Die Covid-Bilanz für das Jahr 2020 fällt am Kap besonders düster aus: Um sieben Prozent schrumpfte die wirtschaftliche Gesamtleistung, zwei Millionen Jobs gingen in dem am stärksten industrialisierten Land Afrikas verloren. Die Gesundheitskrise riss zudem große Löcher in den Staatshaushalt.“ Geldpolitik und Regierung steuerten wie andernorts auch gegen: Leitzinssenkungen – mit anschließender Kapitalflucht –, steuerliche Erleichterungen, Konjunkturpakte.
Dem Artikel zufolge droht dem Land, sollte sich die auf Rekordniveau gestiegene Neuverschuldung ausweiten, eine Herabstufung. Moody’s ratet Südafrika mit „Ba2“, bei negativem Ausblick. Ba2 bedeutet „Non-investment grade – speculative“ bzw. „Spekulative Anlage. Bei Verschlechterung der Lage ist mit Ausfällen zu rechnen“.
Allerdings gebe es auch Grund für Optimismus: Denn der IWF korrigierte seine Wachstumsprognose für 2021 von 2,8 auf 3,1 Prozent. Dennoch meint Billina, dass angesichts des Ratingdrucks Anleiheinvestments Mut erforderten. Jedoch werde die Risikobereitschaft angemessen entlohnt – wobei er auf eine bis 2040 laufende Anleihe in ZAR (Südafrikanischer Rand) verweist, die mit elf Prozent rentiert.
Die in unserer Top-Käufe-Tabelle auf Rang 2 stehende Südafrika-Anleihe läuft allerdings nur bis 2030, und sie rentiert gegenwärtig auch nicht mit 11, sondern „nur“ mit 4,04 Prozent. Es ist auch keine Rand-Anleihe, sondern eine Fremdwährungsanleihe, die in US-Dollar emittiert wurde.
In unserem Ranking der absoluten Top-Käufe steht in nächster Nachbarschaft zur Südafrika-Anleihe eine Namibia-Anleihe. Namibia liegt auch geographisch in nächster Nachbarschaft zu Südafrika. Seit einem Beschluss des Völkerbundes im Jahr 1920 stand Namibia bis 1990 unter Verwaltung durch Südafrika. Am 21. März 1990 wurde Namibia unabhängig. Namibia ist flächenmäßig ein sehr großes Land, aber bevölkerungsmäßig mit derzeit geschätzten 2,6 Mio. Einwohnern ein relativ kleines Land.
Das namibische Pro-Kopf-Einkommen gibt der englische Wikipedia-Artikel mit 4.371 USD an, bei Kaufkraftparitäten-Bewertung sind es immerhin 9.542 USD.
Zum Vergleich: Südafrika kommt auf 5.236 bzw. 12.351 USD. Allerdings gehören beide Länder bei der Ungleichverteilung der Einkommen zur globalen Spitzengruppe, so dass Durchschnittsangaben nicht sehr informativ sind.
Die auf Rang drei platzierte, bis 2025 laufende 5,25-Prozent-Anleihe ist gleichfalls in USD denominiert. Die Rendite liegt derzeit bei 3,37 Prozent. Moody’s ratet Namibia seit Dezember 2020 mit Ba3, Ausblick negativ. Das ist eine „Feinstufe“ unter dem Rating Ba2 der oben kommentierten Südafrika-Anleihe, aber es ist die gleiche Kategorie: „Non-investment grade – speculative“.