Top-​​Käufe

Die Käufe in der 11. Berichts­wo­che im Wert von 0,357 Mio. Euro ver­teil­ten sich wie folgt: Fonds (0,21 Mio. Euro); Aktien (0,13 Mio.); Deri­vate (0,02 Mio.); Anlei­hen waren nicht gefragt.

Auf Posi­tion 1 unse­rer Top-​​Käufe-​​Liste steht ein Aktien-​​ETF von Van­guard, der in Divi­den­den­ti­tel inves­tiert. Der Van­guard FTSE All-​​World High Divi­dend Yield UCITS ETF bil­det, wie der Name schon sagt, den FTSE All-​​World High Divi­dend Yield Index nach.

Wir wol­len an die­ser Stelle etwas wei­ter aus­ho­len, um die Bedeu­tung des Namens bes­ser zu ver­ste­hen und einige all­ge­mei­nere Betrach­tun­gen anzu­schlie­ßen. Der genannte Index wird von FTSE Rus­sell betrie­ben. FTSE ging 1995 aus einem Joint Ven­ture von „Finan­cial Times“ (FT) und der Lon­do­ner „Stock Exch­ange“ (SE) Group, her­vor. Die Lon­do­ner Stock Exch­ange (LSE) wurde 1800 gegrün­det. Und die Finan­cial Times (zunächst kurz­zei­tig unter dem Namen Finan­cial Guide) wurde 1888 gleich­falls in Lon­don ins Leben geru­fen. Damit ist ers­tens FT und SE und damit auch das Kür­zel FTSE erklärt.

Und zwei­tens die in FTSE zum Aus­druck kom­mende Syn­these eines öffent­li­chen Mark­tes für Wert­pa­piere mit einem Medium der öffent­li­chen Kom­mu­ni­ka­tion. Bleibt noch der Name „Rus­sell“ übrig. Frank Rus­sell war US-​​amerikanischer Bör­sen­händ­ler bei Mer­rill Lynch. 1936 heu­erte er als Ruhe­ständ­ler bei sei­nem Sohn an, der eine Zei­tung her­aus­gab, und bot darin Finanz­dienst­leis­tun­gen (Bera­tung; einen Fonds) an. Aus die­ser Syn­these von Medien– und Bör­sen­kom­pe­tenz ent­wi­ckelte sich die Frank Rus­sell Com­pany zu einem gro­ßen Finanz– und Finanz­in­for­ma­ti­ons­dienst­leis­ter, der 1980 erst­mals einen mit der Zeit viel­fach publi­zier­ten Index vor­stellte. Die­ser Index war als Bench­mark zur Mes­sung der Leis­tung von Fonds­ma­na­gern gedacht. Es folg­ten wei­ter Indi­zes. Im Jahr 2014 kaufte LSE „The Frank Rus­sel Com­pany“. Damit ist nun in gröbs­ten Zügen auch der Name „Rus­sell“ erklärt.

Wir hal­ten also fest: In den bei­den Namens­be­stand­tei­len „FTSE“ und „Rus­sell“ geht ursprüng­lich jeweils eine Ein­rich­tung, die öffent­li­che Finanzmarkt-​​Informationen zur Ver­fü­gung stellt (Zei­tung), mit einem „Wertpapier-​​Markt“ (FTSE) oder einem „Wertpapier-​​Händler“ (Frank Rus­sell) eine Ver­bin­dung ein. Diese Ver­bin­dung von öffent­li­cher Infor­ma­tion und Finanz­markt scheint zum Prin­zip des ETFs zu pas­sen. Denn die legi­ti­ma­to­ri­sche Grund­lage die­ser Vehi­kel ist meist die Effizienzmarkt-​​Hypothese.

In einer ihrer Vari­an­ten besagt sie ver­ein­facht, dass Anle­ger lang­fris­tig einen Markt, in dem alle öffent­lich zugäng­li­chen Infor­ma­tio­nen ver­ar­bei­tet wer­den, nicht schla­gen kön­nen. Man könnte es auch so for­mu­lie­ren: ein Anle­ger kann die anle­gen­den (idea­len) Zei­tungs­le­ser einer (idea­len) Finanz­zei­tung nicht schla­gen. Denn diese Zei­tung ver­öf­fent­licht alle öffent­lich zugäng­li­chen Infor­ma­tio­nen, und die lesen­den Anle­ger ver­ar­bei­ten diese Infor­ma­tio­nen, bevor sie ihre Anlage-​​Entscheidungen tref­fen. Das erfor­dert Zeit und Kön­nen.

Da würde es hel­fen, wenn man die­sen Pro­zess abkür­zen oder ver­ein­fa­chen könnte. Und dazu bie­tet sich ein Index an. Anle­ger müs­sen hier „nur“ den „rich­ti­gen“ Index wäh­len. Den kann dann ein ETF nach­bil­den, in den man inves­tiert. Die Effi­zi­enz­markt­hy­po­these lässt die Mög­lich­keit gleich­falls zu, dass man die Anla­ge­ent­schei­dun­gen von Exper­ten imi­tiert (oder ein­kauft). Das setzt aber unter ande­rem vor­aus, dass es kom­pe­tente Markt­teil­neh­mer gibt, die aus Ertrags­mo­ti­ven neue Infor­ma­tio­nen ver­ar­bei­ten und ihre Anla­ge­ent­schei­dun­gen irgend­wie signa­li­sie­ren. Denn das ermög­licht erst die „Ein­prei­sung“ neuer Infor­ma­tio­nen.

Sol­che Anle­ger bezeich­net man land­läu­fig als aktive Anle­ger. Wür­den alle Anle­ger nur „pas­siv“ strikt vor­ge­ge­bene Indi­zes nach­bil­den, wären sie von neuen Infor­ma­tio­nen die­ser Art abge­kop­pelt. Die „pas­sive“ Anlage hätte ihre Begründungs-​​Basis dann aber nicht mehr in der Effizienzmarkt-​​Hypothese. Denn Letz­tere erfor­dert eben auch aktiv infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tende Anle­ger. Oder kurz gesagt: „pas­siv“ benö­tigt „aktiv“. In die­sem Zusam­men­hang sollte man dann auch unter­schei­den zwi­schen der lang­fris­ti­gen Per­for­mance ein­zel­ner akti­ver Anle­ger und der kurz­fris­ti­gen dyna­mi­schen Wir­kung der Gruppe der akti­ven Anle­ger auf die Preis­an­pas­sung bzw. die Infor­ma­ti­ons­ef­fi­zi­enz.

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