Top-​​Käufe

Das Kauf­vo­lu­men im Zeit­raum zwi­schen dem 11. und 15. Januar belief sich auf 0,58 Mio. Euro. In Fonds inves­tier­ten die berück­sich­tig­ten Ver­mö­gens­ver­wal­tun­gen 0,30 Mio. Euro, in Anlei­hen 0,21 Mio. und in Aktien 0,71 Mio.

Spä­tes­tens die mas­sive öffent­li­che Auf­merk­sam­keit, die der anthro­po­gene Anteil an der Kli­ma­er­wär­mung im Jahr 2019 erfuhr, hievte die­ses Thema in der Nach­hal­tig­keits­a­genda ganz nach oben. Die Finanz­bran­che hat sich dem nicht ent­zo­gen. Und auch ver­schie­dene bedeu­tende Zen­tral­ban­ken haben dar­auf in ihrer Kom­mu­ni­ka­tion rea­giert.

Die EZB kon­sta­tierte in ihrem letz­ten Finanz­sta­bi­li­täts­be­richt (Novem­ber 2020), dass im Euro­raum selbst in der Kri­sen­phase im Früh­jahr 2020 die Nach­frage nach ESG-​​Finanzinstrumenten ver­gleichs­weise hoch gewe­sen sei. Die als nach­hal­tig kate­go­ri­sier­ten Fonds hät­ten antei­lig gerin­gere Abflüsse und im Zuge der Erho­lung auch deut­lich stär­kere Zuflüsse ver­zeich­net als ver­gleich­bare „Normal“-Fonds. Das sei ein Hin­weis auf eine sta­bi­lere Inves­to­ren­ba­sis im Seg­ment der ESG-​​Fonds. Aller­dings war die Per­for­mance nach­hal­ti­ger Fonds nach Aus­kunft der EZB im Durch­schnitt unauf­fäl­lig. Das war im nach­hal­ti­gen Energie-​​Segment anders.

In unse­ren bei­den Topkäufe-​​Listen befin­den sich zwei expli­zit nach­hal­tige iShares-​​Fonds unter den first five. Der eine ETF ist der iSha­res MSCI Europe SRI UCITS ETF EUR (DIST). SRI steht für „Soci­ally  Responsi­ble  Invest­ment“. Der Index, den der ETF nach­bil­det, war bis Novem­ber 2019 der MSCI Europe SRI Index. Seit­her ist es der MSCI Europe SRI Select Redu­ced Fos­sil Fuels Index, der der­zeit 108 Titel umfasst. Der neue Index legt, wie der alte, gene­relle ESG-​​Kriterien an. Dar­über hin­aus wird nun jedoch auch der Bei­trag zur anthro­po­ge­nen Kli­ma­ver­än­de­rung bewer­tet. Die Wert­ent­wick­lung (Stand 18.01.2021) des ETF über 5 Jahre lag Morningstar zufolge bei 9,4 Pro­zent p.a.; 2020 legte der Fonds um 4,07 Pro­zent zu. Für die risi­ko­ad­jus­tierte Ren­dite wie auch für die Nach­hal­tig­keit ver­gibt Morningstar die Maxi­mal­note 5 (Sterne bzw. Glo­ben) inner­halb der Fonds-​​Kategorie (Aktien Europa Stan­dard­werte Blend). D.h. der nach­hal­tige ETF war klar bes­ser als die breite Kate­go­rie, die auch nicht­nach­hal­tige Fonds ein­schließt.

Der andere ETF in unse­rer Topkäufe-​​Liste ist der iSha­res Glo­bal Clean Energy UCITS ETF. Der nach­zu­bil­dende S&P-Global-Clean-Energy-Index besteht aus 30 Aktien aus dem Bereich Erneu­er­bare Ener­gien. Die Per­for­mance die­ses ETFs „explo­dierte“ seit 2019. Die Wert­ent­wick­lung für 2019 gibt Morningstar mit 47,44 Pro­zent an, für 2020 sind es 117,45 Pro­zent und im lau­fen­den Jahr bis­lang knapp 11 Pro­zent. Der ETF ist damit etwas bes­ser (vier von fünf Sterne bei der risi­ko­ad­jus­tier­ten Ren­dite) als die Morningstar-​​Kategorie „Alter­na­tive Ener­gien“; die­ses Spe­zi­al­seg­ment erlebt offen­bar gerade eine sehr starke Boom­phase, die eine ent­spre­chende spe­ku­la­tive Kom­po­nente ent­hal­ten mag.

Gleich­wohl befürch­tete der IWF in sei­nem Finanz­sta­bi­li­täts­be­richt, dass die Pan­de­mie den Über­gang der Welt­wirt­schaft in eine Low-​​Carbon-​​Economy ver­lang­sa­men könne. Denn die Ver­gan­gen­heit lehre, dass ein „exis­ten­ti­ell“ schwie­ri­ges Umfeld für Unter­neh­men deren Nach­hal­tig­keits­per­for­mance ver­schlech­tere. Dem zugrunde liegt offen­bar die Ide­al­vor­stel­lung, dass ein sol­cher Über­gang sich schnell und ste­tig voll­zieht, dass der Bruch also bruch­los erfol­gen werde.

Der Finanz­sta­bi­li­täts­be­richt des IWF reflek­tiert näm­lich die Mög­lich­keit (noch) nicht, dass ein sol­cher Über­gang seine eige­nen Finanz­sta­bi­li­täts­ri­si­ken beinhal­ten kann. Wohl aber ist die­ses Pro­blem Gegen­stand des online zugäng­li­chen Arti­kels „Low‐carbon tran­si­tion risks for finance“ einer Gruppe jun­ger Finanz­wis­sen­schaft­ler um Gre­gor Semie­niuk. Ein Über­gang die­ser Art ist mit struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen im gro­ßen Maß­stab ver­bun­den, die auch mit dem Finanz­sys­tem ver­kop­pelt sind. Ver­gan­gene „indus­tri­elle Revo­lu­tio­nen“ mit rapide boo­men­den „Sunrise“-Industrien (in die­sem Fall „low car­bon“, stell­ver­tre­tend hier: Tesla oder auch S&P-Global-Clean-Energy-Index) und die schrump­fen­den „Sunset“-Branchen („high carbon“-Vertreter) ste­hen mit den Finanz­märk­ten in sehr ver­wi­ckel­ter Wech­sel­wir­kung.

Nicht nur beim Kli­ma­wan­del ist modell­ge­mäß mit Nicht­li­nea­ri­tä­ten und Über­ra­schun­gen zu rech­nen, son­dern auch beim damit ver­bun­de­nen Wan­del von Gesell­schaft und Finanz­sys­tem – und bei den Vor­stel­lun­gen, die man sich dar­über macht.

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