Top-Käufe
Die Käufe in der 34. Berichtswoche im Wert von 5,53 Mio. Euro verteilten sich auf Fonds (2,34 Mio. Euro), Anleihen (1,16 Mio.), Derivate (1,13 Mio.) und Aktien (0,91 Mio.).
In der 33. Woche waren fast nur europäische Aktien gefragt; in der Vorwoche wurde dagegen fast nur in US-Papiere investiert. In dieser Berichtswoche war die regionale Komposition von Titeln diesseits und jenseits des nördlichen Atlantiks wieder ausgeglichener, wir sahen die übliche Mischung.
Bis auf eine Ausnahme: mit Tencent Holdings Ltd. investierte eine Verwaltung direkt in die Aktie eines chinesischen Unternehmens. In chinesische Aktien investieren die von uns erfassten Verwaltungen – und das gilt auch für die meisten anderen Vermögensverwaltungen – sonst in der Regel nur indirekt über Fonds.
Allerdings ist Tencent nicht irgendwer, sondern der größte Internetkonzern Chinas. Gleichwohl bleiben auch bei diesem Unternehmen mit seiner noch relativ kurzen Geschichte die Spuren der etwas längeren Geschichte des modernen Kapitalismus nicht ganz verborgen.
Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang, dass der moderne Kapitalismus bisher nur zwei „wirkliche“ Hegemonialmächte hervorbrachte, die sich zeitlich folgten: Großbritannien und die USA. Möchte man beide Länder trotz diverser Differenzen dennoch einem „Kultur– oder Stilcluster“ zuordnen, dann wurde im modernen Kapitalismus bisher nur ein „Kulturcluster“ hegemonial. Wirtschafts-, Finanz– und Kapitalmärkte der kapitalistischen Weltgesellschaft weisen zwar einerseits beharrliche nationale Eigentümlichkeiten auf. Andererseits haben sie sich in vielem international angeglichen, aber eben so, dass darin auch die Modellfunktion und Prägekraft der hegemonialen Zentren erkennbar wird.
Das zeigt die kurze Geschichte von Tencent sehr schön, und sehr viel Dechiffrierarbeit ist dabei zunächst gar nicht nötig. Gegründet wurde das Unternehmen 1998 mit Hilfe von US-amerikanischen Risikokapitalgebern; man wählte die US-Rechtsform einer Limited Liability Company (Ltd.)(LLC); den rechtlichen Sitz hat das Unternehmen in einer britischen Steueroase namens Cayman Islands.
Der Kurs der Aktie steht derzeit bei rund 70 US-Dollar. Er hat in den letzten 10 Jahren um 1.850 Prozent zugelegt, in den vergangenen 12 Monaten um knapp 70 Prozent und in den letzten drei Monaten um rund 33 Prozent. Man könnte glauben, dass sich Tencent damit relativ harmonisch und gemäß state of the art der Profitkunst in das kapitalistische Weltsystem eingefügt hat.
Lars Friedrich schrieb am 24.08.2020 auf der Plattform Der Aktionär: „Mehrere Nutzer von WeChat haben in den USA Klage eingereicht. Sie wollen erreichen, dass das Dekret der US-Regierung, das Transaktionen mit Tencents App verbietet, gekippt wird. Unterdessen hat der Kurs der Aktie zuletzt mehr als vier Prozent angezogen. Das dürfte unter anderem auf neue Details zum Verbot zurückzuführen sein.“ Ganz so harmonisch verläuft offenbar die Integration nicht. Allerdings meint Lars Friedrich, da die Trump-Administration bereits Entspannungssignale ausgesandt hatte: „Die Entwicklungen bestätigen die AKTIONÄR-Einschätzung: Der Handelskrieg ist für langfristig orientierte Anleger vorerst kein Grund, sich von aussichtsreichen, stark aufgestellten China-Unternehmen zu trennen.“