Top-​​Käufe

Die Käufe der 4. Woche 2020 in Höhe von 0,98 Mio. Euro ver­teil­ten sich auf Aktien (0,54 Mio. Euro), Anlei­hen (0,38 Mio. Euro), Deri­vate (0,03 Mio. Euro) und Fonds (0,02 Mio. Euro).

In beide first-​​five-​​Rankings der Top-​​Käufe schaffte es ein Kauf von Aktien des Stahl­rie­sen Arcelor­Mit­tal. Die jüngste Ein­schät­zung der Aktie lie­ferte am 26.1. 2020 das Ana­ly­sehaus Jef­fe­ries: „Mit Blick nach vorn macht Ana­lyst Alan Spence in einer am Mon­tag vor­lie­gen­den Bran­chen­stu­die ein posi­ti­ve­res kon­junk­tu­rel­les Umfeld, eine Trend­wende der Preise sowie ein Ende des Lager­ab­baus aus. Diese Aspekte dürf­ten auch die Aus­bli­cke der euro­päi­schen Stahl­her­stel­ler beherr­schen. Beim Stahl­her­stel­ler dürfte aber das Werk Ilva im süd­ita­lie­ni­schen Tarent im Ver­gleich zum drit­ten Quar­tal eine noch grö­ßere Belas­tung gewe­sen sein.“ (dpa)

Spence senkte zwar das Kurs­ziel von 19 auf 18,50 Euro, blieb aber bei einer Buy-​​Einschätzung der der­zeit mit 13,50 Euro notie­ren­den Aktie. Damit befin­det er sich im Main­stream der Ana­lys­ten: aus einer Gruppe von 6 Ana­lys­ten, die in die­sem Jahr Arcelor­Mit­tal bewer­te­ten, gaben 6 eine Buy-​​Einschätzung ab. Auch in den Vor­mo­na­ten über­wo­gen Buy-​​Empfehlungen der Ana­lys­ten bei Wei­tem.

Apro­pos Ana­lys­ten. Wir rekur­rie­ren häu­fig bei unse­ren Akti­en­kom­men­ta­ren auf öffent­lich ver­füg­bare Ana­lys­ten­ein­schät­zun­gen, d.h. auf die Stu­dien von soge­nann­ten Sell-​​Side-​​Analysten – die so auch hei­ßen, wenn sie Buy-​​Empfehlungen aus­spre­chen. Im Unter­schied dazu gibt es auch Buy-​​Side-​​Analysten. Sell-​​Side-​​Analysten stel­len ihr Aktien-​​Research in Form von Stu­dien, Kom­men­ta­ren und quasi-​​standardisierten Bewer­tun­gen ins­be­son­dere insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren zur Ver­fü­gung; sie decken ein­zelne Bran­chen, Regio­nen oder Unter­neh­men ab und sind vom Zeit­ho­ri­zont her eher kurz­fris­ti­ger aus­ge­rich­tet.

In der Regel zir­ku­lie­ren viele ihrer Ergeb­nisse zumin­dest in ver­kürz­ter dpa-​​Form auch in der brei­ten Öffent­lich­keit. Oft wirft man Sell-​​Side-​​Analysten vor, dass sie ein zu posi­ti­ves Bild der von ihnen ana­ly­sier­ten Akti­en­land­schaft zeich­nen. Ein Grund hier­für wird darin gese­hen, dass es ein zumin­dest impli­zi­tes Ziel von Sell-​​Side-​​Analysten ist, die haus­ei­ge­nen Han­dels­ak­ti­vi­tä­ten und die dar­aus erziel­ten Ein­nah­men zu sti­mu­lie­ren.

Im Unter­schied dazu sind Buy-​​Side-​​Analysten direkt bei insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren, also etwa bei Fonds­ge­sell­schaf­ten oder Ver­mö­gens­ver­wal­tern, beschäf­tigt. Eine ihrer Auf­ga­ben besteht darin, Sell-​​Side-​​Analysen aus­zu­wer­ten. Ihre häu­fig eher lang­fris­tig und auch markt­breit aus­ge­rich­te­ten haus­in­ter­nen Ana­ly­sen sol­len gerade nicht öffent­lich wer­den; viel­mehr möchte man mit ihrer Hilfe Infor­ma­ti­ons­vor­teile gewin­nen und auf­recht­er­hal­ten, um Extra­er­träge (Alpha) zu gene­rie­ren.

Wäh­rend also Sell-​​Side-​​Analysten Exo­te­ri­ker sind, sind Buy-​​Side-​​Analysten Eso­te­ri­ker. Stimmt nun das Bild, dass die Exo­te­ri­ker unter den Ana­lys­ten zu viel Opti­mis­mus ver­brei­ten?

Eine ofen­fri­sche Stu­die, deren Ergeb­nisse gerade ver­öf­fent­licht wur­den, ist die­ser Frage nach­ge­gan­gen. Unter­sucht wur­den die Bewer­tun­gen von Sell-​​Side-​​Analysten im Zeit­raum seit 1988 in 20 Bran­chen. Autor der Stu­die ist Sven Leh­mann, Fonds­ma­na­ger bei HQ Trust, der als sol­cher Sell-​​Side-​​Analysen in sein Buy-​​Side-​​Research mit­ein­be­zie­hen muss.

Die Stu­die wird auf der Inter­net­platt­form von HQ Trust wie folgt zusam­men­ge­fasst: „In den meis­ten Sek­to­ren waren die Ana­lys­ten zu opti­mis­tisch – vor allem der Fall war das bei den Ban­ken, den Finanz­dienst­leis­tern sowie im Bereich Reise & Frei­zeit. Deut­lich aus­ge­wo­ge­ner waren die Schät­zun­gen in den Berei­chen Bau, Kon­su­men­ten­pro­dukte sowie Auto­mo­bile. Bei den Immo­bi­lien war der Pes­si­mis­mus am höchs­ten. … Bemer­kens­wert ist der Sek­tor Kör­per­pflege, Dro­ge­rie und Lebens­mit­tel­ge­schäfte: Hier gab es seit 1988 kein ein­zi­ges Jahr, in dem die Ana­lys­ten zu pes­si­mis­tisch gewe­sen wären. Bei den Auto­mo­bil­her­stel­lern und Zulie­fe­rern lagen die Schät­zun­gen der Ana­lys­ten­zunft zwar im Mit­tel rich­tig, aller­dings waren hier die Abwei­chun­gen auch am höchs­ten.“

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